Die Balsa Pibros
Im
Augustheft der Zeitschrift FMT fand ich den Beitrag von Jürgen Waßmund über
eine Balsavariante der Pibros. Der Arikel enthielt eine Kurzbeschreibung, sowie
eine Skizze mit allen wesentlichen Maßen, und eine Darstellung der Rippen.
Dieses Ding mußte ich haben!
Auf der
Basis dieser Daten habe ich dann einen 1:1 CAD Plan gezeichnet (mit der Software
DesignCAD LT 2000), um die Pibrosteile mit meiner Step-Four Fräse ausfräsen zu
können. Parallel zu der Balsa-Pibros baute mein Sohn eine Depron (original-)
Pibros, um einen Vergleich zu haben.
Im
Vergleich zum FMT Artikel habe ich auf ein Rumpfboot verzichtet, durch die
Auswahl kleiner Komponenten kann man den Empfänger (Pico 3/4 von MPX) und die
dazugehörigen Microservos ohne weiteres in der Fläche versenken – trotz der
maximalen „Dicke“ von nur 11 mm! Nur die Batterie steht minimal heraus
(zumindest die verwendeten 4x110 mAh Zellen)
Die
Verwendung der Step-Four klingt bei so wenig Bauteilen ein wenig nach Luxus,
jedoch ist es bei den zahlreichen Löchern eine enorme Erleichterung, und natürlich
kann man dann immer wieder mal eine Pibros nachbauen… fast genauso schnell wie
aus Depron!
Zum
Bau:
Die
einzelnen Beplankungsteile aus 1,5 mm Balsa wurden zunächst mit Sekundenkleber
stumpf verklebt, so erhält man den (glatten) Boden und die „Oberhaut“. Der
Aufbau beginnt mit dem Boden, indem zuerst die Endleiste (ein Streifen 1,5 mm
Balsa), dann die Rippen (3 mm Balsa) und zuletzt die Nasenleiste (muß zuvor aus
drei 1,5 mm dicken Streifen laminiert werden und auf die Höhe der Rippen
jeweils konisch ausgedünnt werden) mit Weißleim aufgeklebt werden. Es ist sehr
wichtig den Boden verzugsfrei zu halten – ich habe während der
Trocknungsphase des Weißleims die jeweils bearbeitete Kante mit einem
Stahllineal und Schraubzwingen mit der Tischkante verpreßt. Die mittleren
beiden Rippen sollte man so setzen daß Empfänger und Empfängerbatterie
dazwischen passen. Im hinteren Bereich später Paßstücke einfügen, um der
Leitwerksflosse (3 mm Balsa) genug Halt zu geben). Nach Trocknung des Bodens die
obere Beplankung – ebenfalls mit Weißleim – aufkleben. Es empfiehlt sich
das Holz ein bißchen anzufeuchten, um Rissen vorzubeugen. Einige Sandsäcke
(ich verwende Vogelsand in Tüten aus dem Drogeriemarkt) auf der Beplankung zur
Druckverteilung, darauf eine Preßspanplatte, darauf wiederum Gewicht sorgen für
eine innige Verbindung der Klebestellen und garantieren gleichzeitig
Verzugsfreiheit. Nach der Trocknung das Ganze jetzt vorsichtig verschleifen (vor
allem die Nasenleiste auch in Form bringen). Ach ja, Empfänger jetzt bereits
einbauen (so daß davor noch Platz für die Batterie bleibt!) und die Antenne
soweit wie möglich geradlinig im Flügel verlegen (mit einer Nadel die Rippen
anpieksen). Servos und Batterie habe ich erst nach der Bespannung endgültig
positioniert, um möglichst ohne Blei den Schwerpunkt einstellen zu können.
Die
Ruderklappen werden aus zwei Lagen laminiert (erhöht die Steifigkeit enorm!)
und auf Maß geschliffen. Dazu baut man sich am Besten eine kleine Vorrichtung:
Man nehme einen Stahldraht mit 5 mm Durchmesser, und Länge > Ruderklappe,
und befestige diesen Draht mittels Schrauben, Nägel oder dergleichen auf ein
Brett. Die laminierte Ruderklappe mit der Vorderkante anlegen, und hinten ein
Stahldraht mit 1,5 mm bündig an die hintere Kante anlegen, und ebenfalls gut am
Brett befestigen. Der Rest ist schleifen, schleifen, schleifen… mit einem
harten Schleifklotz und den Stahldrähten als Führung. An dieser Stelle darauf
achten, daß man eine linke und eine rechte Klappe braucht, welche jeweils an
ihrer Oberseite beschliffen werden!!!!
Jetzt den
ganzen Vogel bespannen, ich habe dazu OraLight verwendet, Schlitz für
Leitwerksaufnahme schneiden, Flosse einpassen (noch nicht einkleben!). Halter für
Handstart (gleichzeitig Aufnahme für den Hochstarthaken) aus Sperrholz
einpassen, und mit 5 min. UHU-Plus in Höhe des Schwerpunktes (ca. 220 mm hinter
der Nase) einkleben (ich hab‘s bei meinem beidseitig zusätzlich mit CFK-Band
beklebt, erhöht die Stabilität und Griffigkeit – siehe Foto).
Ruderklappen mit Scharnierband ankleben, Rudergestänge vorbereiten, d.h.
hinteres Ende fertig machen, vorne aber noch lang lassen, bis die Servoposition
festgelegt werden kann (ich habe meine Rudergestänge aus 2 mm Carbon-Stäben
gemacht, hinten eine Löthülse mit Sekundenkleber aufgeklebt, vorne 0,8 mm
Stahldraht mit Z-Kröpfung, mit dünnem/starkem Faden umwickelt, und mit
Sekundenkleber gehärtet – siehe Foto).
Flosse nun
einstecken, halbfertige Gestänge einhängen, Batterie vorne auflegen, und
Servos so lange vor- und zurückschieben, bis der Schwerpunkt bei ca. 220 mm
liegt. (Im FMT Artikel waren 226 – 230 mm angegeben, bei meinen Flugversuchen
mußte ich aber den Schwerpunkt um 5 mm weiter vor verlegen). Sobald die
Positionen festliegen, Flosse entfernen, und vorsichtig die untere Beplankung an
den entsprechenden Stellen mit einem scharfen (!!!!) Skalpell öffnen. Durchbrüche
für die Servohebel an der Oberseite herausarbeiten, Servos einkleben (ich habe
dazu starkes doppelseitiges Klebeband verwendet, z.B. Powerstrips) und Leitungen
zum Empfänger verlegen. Öffnungen wieder verschließen (wenn man ein wirklich
scharfes Skalpell verwendet, kann man die Originalausschnitte wieder verwenden,
und mit dünnflüssigen Sekundenkleber bombenfest einkleben. Rudergestänge
fertig machen, Batterie vorne in die Spitze (von unten) einsenken. Ich habe die
Batterie dann mit Tesa-Gewebeband abgedeckt. Einen Schalter gibt es nicht, ich
verwende eine Steckverbindung. Den Ausschnitt über dem Empfänger habe ich mit
dünnstem ABS abgedeckt und überbügelt. Jetzt kann die Seitenflosse mit wenig
Sekundenkleber endgültig fixiert werden. Die fertige Balsa Pibros wiegt ca. 175
Gramm.
Zum
Flugverhalten
Im
Vergleich zu der gleichzeitig gebauten Depron-Pibros ist die Balsavariante
schneller und präziser im Flug. Die erste Flugerprobung per Wurf brachte
befriedigendes Flugverhalten. Der erste Versuch am Hang (in der Bretagne, am
Menez-Hom) verlief aber nicht gut, die Pibros wurde durch den mäßigen Wind
beim leichtesten Ziehen wie ein Blatt nach hinten geweht, und konnte keine Fahrt
aufbauen. Daraufhin haben wir die Erprobung am Strand von niedrigen Dünen aus
fortgesetzt. Nach Vorverlagern des Schwerpunkts um ca. 5 mm (leider nur mit Blei
möglich – 7,5 g) besserte sich das Flugverhalten dramatisch, die Pibros lag
nun wie ein Brett in der Luft! Erste zaghafte Hochstartversuche ließen viel Spaß
aufkommen, und ein erneuter Flugtag am Menez-Hom verlief phantastisch! Selbst
bei starkem Wind läßt sich die Pibros einwandfrei fliegen, Rollen und Rückenflug
sind ihre Domäne. Bei Loopings mangelt es ein wenig an Durchzug, aber sonst –
die Flugdauer am Hang ist nur durch die Kapazität der Empfängerbatterie beschränkt
– nach 30 Minuten ist es Zeit zu landen, und neu zu laden. Aus lauter Übermut
haben wir auch die Hochstartversuche fortgesetzt – Multiplex HLG-Bungee, Gummi
um 9 – 10 meter(!) ausgezogen, Pibros waagrecht (sehr wichtig!) loslassen.
Sobald der Gummi abfällt kurz ziehen, und das Teil steigt wie eine Rakete auf
ca. 50 meter. Diese Übungen brachten auch die Belastbarkeit an die Grenze –
nachdem bei einem dieser Starts eine deutliche V-Form sichtbar wurde, gepaart
mit verdächtigen Geräuschen, habe ich an der Unterseite der Pibros (vor der
hintersten Lochreihe sowie an der Endleiste) 6 mm breite Carbonstreifen mit
dickflüssigem Sekundenkleber über die ganze Breite aufgeklebt. (Diese Streifen
gibt es in den U.S.A. als Meterware – es handelt sich um fertig laminierte
Carbonstreifen in 6 oder 8 mm Breite, sehr dünn, und werden in der Regel als
Holmverstärkung verwendet. Es gibt sie ohne Kleber, sowie zum Aufbügeln.
Anbieter in den U.S.A. sind Dave Brown sowie Bob Violett (auch als BVM bekannt)
– hier in Deutschland habe ich sie jedoch noch nicht gesehen – vielleicht
erbarmt sich mal ein Importeur – das Zeug ist auch super bei Reparaturen). Die
Carbonstreifen waren bei der Fotosession noch nicht aufgeklebt.
Und
die Zukunft?
Ich werde wohl noch ein wenig experimentieren – die nächste Pibros bekommt wahrscheinlich die Carbonverstärkungen gleich mit eingebaut. Ich plane auch Versuche mit Verbrenner (1,0 ccm), Elektro (habe soeben zwei Stück Brushlessmotoren der 280er Klasse bei Astroflight in Amerika bestellt), und vielleicht eignet sich Pibros auch als Raketengleiter?
Nähere Infos: Matias Rajkay
Download
der CAD Zeichnung und Fotos als Zip-File