Fauvel AV361

Die Fauvel ist für mich persönlich mit Abstand einer der elegantesten Nurflügel. Zwar Retro, aber doch zügig unterwegs und ein ganz spezielles Flugbild. 2003 habe ich zusammen mit meinem IGNF-Kollegen Urs Sigel, eine AV361 mit 375cm und satten 8.5kg Fluggewicht gebaut. Ein, für den Alltag eher unpraktisches Modell, das zerlegt durch die grossen Packmasse nicht überall mit hin kam. Wenn sie mal mit auf dem Flugplatz war, fehlte es sicher wieder an einem ordentlich motorisierten Schlepper. Dies bewog mich im Frühjahr2019, eine kleinere Version zu planen. Die Flächengeometrie wurde von der grossen Version übernommen und so verkleinert, dass die Endrippentiefe 120mm betrug. Aus Erfahrung gehe ich bei diesem Mass nie unterhalb 120mm, das führt am Schluss zu einer fliegenden "Zicke". Daraus resultierte eine Spannweite von 320cm bei einer Flächentiefe von 40cm. Als Profil verwende ich wieder das EH 1.5-9. In vielen Foren wird dieses Profil eher belächelt und verpönt, aber einen Grund dazu gibt es nicht. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, im Sielemann Profilprogramm Vergleichsprofile, die stattdessen zu verwenden seien, über das EH zu laden. Das zeigte mir, dass z.T nur Strichesbreite Unterschiede festzustellen sind! Diese Differenz können wir manuell gar nicht bauen, denn da wird geschliffen, gepresst und am Schluss kommt noch Hitze für die Folierung dazu. Das ist mehr ein Glaubenskrieg. Um Gewicht zu sparen und dazu noch das Flächenkontruktionsprogramm Wing Helper besser kennen zu lernen, habe ich mich für den Rippenbau entschieden. Diese Tool kann ich uneingeschränkt weiter empfehlen. Die Konstruktion wurde als DXF exportiert und da kann auch der 1:1 Bauplan geplottet werden. Die exportierten Rippen wurden mit dem Estlcam aufbereitet und anschliessend wurde meine Stepcraft 840 Portalfräse für mehrere Stunden gequält. Für mich ein Genuss, wieder mal Rippenflächen zu bauen. Paralell dazu wurde auch am Rumpf, der in Halbschalentechnik zu einem Urmodell entstehen soll, gebaut. Meine Absicht war es, gleich eine GFK-Form zu bauen. Das ist zwar eine Riesenaufwand, aber immer wieder reproduzierbar. Auch dieses Modell bekam Störklappen, die oben und unten ausfahren und bei so viel Bodenfreiheit auch am Hang nie Probleme bereiten. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Momentenfrei arbeiten. Die Erstellung des Rumpf-Urmodelles war eine gewaltige Schleiforgie und war froh, das Teil endlich dem Lackierer zum auftragen eines Spritzfüllers zu bringen. Dieser Füller konnte dann trocken geschliffen werden, bis die nötige Feinheit der Oberfläche vorhanden war. Nun wurde noch ein beherzter Schnitt für das abtrennen des Bürzels nötig, denn einteilig, könnte die Fläche nicht von hinten eingeschoben und befestigt werden. Auf das Erstellen der GFK-Form möchte ich hier nicht weiter eingehen, da es darüber genug Abhandlungen gibt. Nach dem laminieren des Rumpfes muss die Form nach 12h geöffnet werden, da die vielen Hinterschneidungen von Kabine und Flächenanpassungen besser zu bewerkstelligen ist. Ein speziell konstruiertes Servobrett mit integrierter Schleppkupplung (Rohr mit Stift) und Höhenruderservo wurde nun eingeharzt. Dank leichter Bauweise konnte ein Fluggewicht von 4650gr. realisiert werden. Das Modell wurde mit einer kräftigen Flitsche (Danke Klaus) auf dem Flugplatz eingeflogen und zeigte schon beim ersten "Spick", dass ich da wohl nicht ganz daneben gegriffen habe mit der Auslegung. Kommentar vom Starthelfer Klaus "fliegt als ob du den schon länger im Betrieb hast). Eine Woche später hat es dann geklappt, dass ein Kollege im Verein mit seinem Schlepper auftauchte. Eigentlich wären die Bedingungen nicht unbedingt zum Einfliegen gewesen, denn böiger Seitenwind ca. 60° zur Pistenachse und schlechte Sicht waren vorhanden. Aber das gelbe Teil musste endlich in die Luft. Die Fauvel fliegt kreuzbrav hinter her und die Flugleistung waren trotz des starken Windes (könnt ihr auf dem Video entnehmen) super gut. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Flüge.

Eugen

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Slide-Show                                            Video Erstflug