Im November
surfte ich durch das Net, um einen Flieger zu finden, mit dessen Bau ich mir die
langen Winterabende vertreiben könnte.
Dann stieß
ich auf den Horten von Dirk. Das war genau das richtige Modell für mich, den es
sollte kein Flieger von der Stange sein. Nach den Beschreibungen von Dirk war
ich sofort von der Konstruktion begeistert. Also, schnell mit Dirk Kontakt
aufgenommen und ihm seine Geheimnisse über den Horten und den Bau entlockt. An
dieser Stelle sei Dirk noch mal gedankt für seine Hilfe!
Planung:
Der Horten
sollte auf alle Fälle mit einem 400er und einem 7x500mAh Akku betrieben werden.
Dirk’s Horten war mit einem 400er Motor und einem 6x500mAh Akku sehr reichlich
motorisiert, so dass ich meine Konstruktion mit ruhigem Gewissen größer
auslegen konnte. Ich entschied mich für den Faktor 1,2.
Dirk stellte
mir das Profil zur Verfügung. An ein paar Abenden wurde am heimischen PC die
Konstruktion gemacht.
Bau:
Einleitend
sei angemerkt, dass ich auf Grund des Umfangs nur auf die wesentlichen Details
bzw. Abweichungen zu Dirk’s Anleitung der Bauausführung eingehen möchte.
Nach dem das
Paket mit dem Holz angekommen war, ging’s sofort zur Sache. Erst mal die
Hilfsrippen und die Rippen aus dem Holz geschnittst. Dazu habe ich Schablonen
ausgedruckt, ausgeschnitten und mit Pritt-Stift auf das Holz geklebt. Das
funktioniert super und die Passgenauigkeit ist phänomenal (wenn die
Konstruktion stimmt)!
Dann in den
örtlichen Holzhandel geflitzt und mir eine 2m Helling gekauft und den Bauplan
und die Hilfsschablonen mit Nadeln auf der Helling festgemacht.
Dirk hat dann
an dieser Stelle begonnen, die Beplankung komplett vorzufertigen. Das hat mich
nicht so richtig überzeugt, denn durch die Wölbungen kann man vorher nur mit
großem Aufwand die richtige Form bestimmen, es sollte ja alles genau passen!
Also habe ich
zuerst auf die untere Beplankung die Kiefernleiste aufgeleimt, auf die
Hilfsschablonen mit Nadeln fixiert und dann die Rippen auf die untere Beplankung
aufgeleimt. Um die richtige Form zu erhalten, wurden die Rippen im Bereich der
vorderen Beplankung mit Akkus beschwert und am hinteren Ende zwischen
Hilfsrippen und Rippen Balsastückchen entsprechend der Stärke der Aufleimer
untergelegt.
Nun die
Endleiste angeklebt. Damit war die grobe Geometrie gegeben.
Jetzt habe
ich auf der Oberseite die Kiefernleisten eingepasst und eingeklebt. Anschließend
noch die obere vordere Beplankung aufgeklebt und der Rohbau war fertig.
Ein paar
Tipps zur Feinarbeit:
-
im Bereich der Servos
habe ich als Beplankung als erste Schicht 0,6mm Speerholz und darauf 1mm Balsa
verwendet. So kommt es nicht zur Veränderung der Oberfläche der Fläche durch
den eingespannten Servo;
-
im Bereich der
Auflagefläche des Servos, habe ich ein Stück Gummi vom Fahrradschlauch von
innen auf die Beplankung geklebt. Somit wird die Lage des Servos zusätzlich
fixiert;
-
die Ruder habe ich
nicht aus dem Ganzen geschnittst. Ich habe ein Stück Endleiste passend abgesägt,
ordentlich gewässert und über Nacht auf die Hilfsrippen gespannt. Somit erhält
man eine schöne Verwindung. Nur noch überstehendes Material an der Ober- bzw.
Unterseite abgeschnitten und das passende Ruder ist fertig. Wenn die gewünschte
Form nicht sofort erreicht wird, dann den Vorgang wiederholen und durch
gezieltes unterlegen von Balsastücken die Ruder etwas überdrückt spannen;
-
um die Spannung aus dem
Holz zu nehmen und eine stabile Verwindung zu erhalten, habe ich auch die
Beplankung mit Wasser behandelt. Aber Vorsicht, zu langes wässern kann die
Verbindung zwischen Leim und Holz lösen;
-
die Motorachse 2°
neigen. Dabei habe ich den Motor so ausgerichtet, dass die verlängerte
Motorachse durch den berechneten Schwerpunkt in der Mitte des Profils geht;
-
nicht vergessen, den
Motor auf Linkslauf zu timen. Anleitung gibt’s unter http://www.frach.de/.
Technische
Daten:
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Abfluggewicht: 605g
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Spannweite: 1860mm
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Antrieb: 400er,
7x500NiCd, 15-8 Klappluftschraube
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Servos: 2xHS-81
Erstflug:
Da ich das
warme Wetter nicht abwarten wollte für den Erstflug, fuhr ich also am
30.12.2001 bei 0°, 10cm Schnee und Windstille raus.
Den Horten
hatte ich genau auf den Schwerpunkt ausgewogen. Dazu musste ich 30g Blei in die
Nase kleben. Zur Schwerpunktermittlung habe ich die Angaben von Dirk und auch
Quellen aus dem Net zu Rate gezogen. Die Lage des Schwerpunkts war der selbe.
Da stand ich
nun auf der verschneiten Wiese und der Adrenalinspiegel war merklich gestiegen.
Ok, irgendwann muss es sein, also Vollgas und das Ding abgeworfen. Wo ist der
Steuerknüppel – und dann war es auch schon zu spät! Der Horten schlug
unsanft im Schnee ein. Durch die dicke Jacke war der Knüppel nicht an der
gewohnten Stelle und ich hatte ins Leere gegriffen.
Kurzer Check,
der Horten hatte keinen Schaden genommen. Wie Dirk mir schon versicherte,
scheint er wirklich sehr stabil zu sein.
Ermutigt
durch den kurzen Gleitflug Vollgas, Abwurf, Knüppel gegriffen und den Horten in
den Steigflug gebracht.
Nach den
ersten Runden stand fest, der Horten ist vorn zu schwer. Ich musste permanent Höhenruder
ziehen, um den Horten in einem angemessen Gleitwinkel zu halten.
Die erste
Ladung war auch überraschend. Ich hatte extra einen langen Anflug gewählt, den
ich nun auch brauchte. Durch die relativ hohe Geschwindigkeit benötigte ich
eine lange Strecke, um ihn auszuhungern.
Vor dem
zweiten Flug nahm ich noch 15g Trimmblei aus dem Rumpf.
Jetzt liegt
der Schwerpunkt ca.7mm hinter dem theoretisch Berechneten.
Nach kurzem
Austrimmen der Ruder nach dem Start flog er sich perfekt!
Um in den
Steigflug zu gehen, ist es ausreichend, den Gasknüppel nach vorn zu schieben.
Es sind kaum Korrekturen im Steigflug nötig.
Fazit:
Der Horten
ist einfach ein fantastischer Flieger! Das Flugbild allein schon entschädigt für
die vielen Stunden Arbeit.
Die Steuerung
ist etwas gewöhnungsbedürftig, da er bekanntlich ein Nurflügler ist. Fliegt
aber total unkritisch! Überziehen quittierter er mit einem Nasesenken. Beim Überziehen
im Steigflug reagiert er mit trägem Abkippen über die Fläche.
Strömungsabrisse
konnte ich keine feststellen.
Für absolute Anfänger halte ich ihn für nicht geeignet, da er gegenüber einem normalen Segler sehr zügig unterwegs ist. Wer aber schon ein bisschen Seglererfahrung hat, für den sollte es kein Problem sein, den Horten durch die Lüfte zu dirigieren.
Olaf
Flickinger