„Pleitegeierle" - Brettnuri 2m

 

nachdem mein Pfeilnuri „Milan 300“ fertig wurde drängt sich ein 2m-Brettchen geradezu auf. Zumal Eugens Sharky auf dem Wierihorn einfach Spitze flog, ging wirklich ab wie Harry! Hat auch einen ordentlichen Durchzug und sieht im Flug einfach Spitze aus und ist extrem wendig.


Pflichtenheft:
- Thermik tauglich
- gutes Kreisen im Thermikschlauch
- Hangflug
- Rollen und Loops
- wendig
- einfachst zu bauen
- billig

Name des Modells:
- Pleitegeierle (soll ja in der BRD fliegen und das bei dieser Staatsverschuldung ...)

Spannweite 200 cm
Wurzeltiefe 24 cm
Endrippe 16 cm
Fläche 40 dm²
Endleiste gerade
Nasenleiste 4,5° gepfeilt
Verwindung - 1,5°
Ruder 2 Querruder 46 cm lang von aussen gemessen
Leitwerk Zentral

 

Also die bewährte Geometrie des Sharky, aber das Pleitegeierle sollte eine bessere Auftriebsverteilung erhalten, also ein anderes Profil. Was stand zur Auswahl?

 

Wurzelprofil       Endrippe           Klappen            ca        Güte       Gleitzahl         sinken             

 

JWL097            JWL097              0° (Strak)         0,254    1,0094    21,68              0,58

HS130               HS130                 + 0,68°             0,255    1,0064     20,97              0,60

HQS-1,5-9        HQS-1,5-9           -1,8°                 0,255    1,1505     20,76              0,60

PW75                PW75                   + 0,05              0,255    1,0082     20,49              0,61

EPPSS6            EPPSS6                -0,65                0,255    1,0383     20,46              0,61

EH-1,5-9           EH-1,0-9              -1,87°              0,255   1,1756      19,73              0,64

PW51                PW51                   -2,25                0,254    1,2181    19,50              0,64

 

 

Nun ein Bild der Auftriebsverteilung von Eugens Lieblingsprofil dem EH-1,5-9

Es ist das Eppler-Horten Profil von Jost mit 1,5% Wölbung und 9% Dicke, also eine glockenförmige Auftriebsverteilung, d.h. der Außenflügel muss keine hohen Auftriebskräfte erzeugen und daher wird die Strömung bei zu hohem Anstellwinkel in der Mitte des Flügels zuerst abreißen, das Modell nimmt einfach die Nase runter ohne abzuschmieren – eine angenehme Flugeigenschaft.

 

Die berechneten Werte beim EH-Profil sind

Im Vergleich dazu das JWL097 Profil. Dicke 7,7% Wölbung 1,58%

Da der Flügel eine fast elliptische Auftriebsverteilung aufweist, also der Flügel „optimal“ Auftrieb liefert, verbessert sich die Gleitleistung um 10% und die Sinkgeschwindigkeit nimmt zusätzlich um 10% ab.

Die berechneten Werte beim JWL-Profil sind: 

Nun die Auftriebsverteilung bei einer Klappenstellung von -3° (also Querruder 3° nach oben ausgeschlagen). Die Flügel sind im Aussenbereich offensichtlich nicht überlastet und deshalb rechne ich mit einem gutmütigen Flugverhalten. 

 

Die berechneten Werte beim JWL-Profil mit Querruder 3° Ausschlag nach oben (= Höhenruder) sind in der nachstehenden Tabelle ersichtlich.

Die Gleitzahl ist praktisch gleich, die Sinkgeschwindigkeit verringert sich deutlich. Dies sind natürlich alles nur theoretische Werte, doch bessere theoretische Werte deuten darauf hin, dass      ;-))  

 

Nun endlich habe ich das "Pleitegeierle" gebaut! (Mußte ja noch schnell zwischendurch den Enkele-Zagi in 2 Versionen bauen ;-) und flicken gehört bekanntlich auch zum Modellfliegen ...

Letztes Wochenende stand der Erstflug an!

Schwerpunkt bei ca 71 mm eingestellt (Stabilitätsmaß = 6,5%), Gewichtsunterschied an der Endrippe gewogen nur 2 Gramm. Flügel sind nicht "verzogen", also müsste der Vogel ja auch fliegen!

Einflugbedingungen: Am Hang bei Windgeschwindigkeit ca. 40 km/h, Böen 50-55 km/h teilweise etwas Regen. Bockig.

Flitschengummi ausgelegt, das Modell am Haken eingehängt – es lässt sich kaum stillhalten - ruhig und konzentriert den Gummi gespannt und los!

In einem gleichmäßigen nicht zu steilen Steigflug wurde das Pleitegeierle seinem Element übergeben. Stabil lag es in der Luft, absolut problemlos zu fliegen. Da ein Leitwerkler deutlich höher flog, habe ich etwas mehr Höhe getrimmt und sofort ging es parallel zum Hang in einen erstaunlich "steilen" Steigflug über. Wenden gaben keinen Anlaß zur Sorge, also konnte das Pleitegeierle schneller geflogen werden und engere Wenden kamen ohne wenn und aber!

Obwohl die Ruder je nach Trimmung 2-3 mm hochgestellt waren, kamen die Rollen sauber (keine Faßrollen!), was mich doch erstaunte!

Ein herrlicher 1. Flug!

Auch dieser musste mal zu Ende gehen, also landen wir. Weit hinter der Hangkante wurde der Landeanflug eingeleitet, um nicht durch die Leewirbel fliegen zu müssen. Das 2-Meter-Brett mit seinem 7,7% dicken Profil JWL097 (Wölbung 1,58%) flog und flog und flog, es wollte einfach noch nicht aufhören zu fliegen ;-)) so blieb mir nichts anderes übrig, als Tiefenruder zu geben. Ein krümeliger Maulwurfshaufen bremste sanft und streute als Dank über die ganze feuchte Fläche seine braunen Körner!

 

Grüßle Kurt Bürgin

 

Ein Kollege hat vom Geschehen einen Film gedreht. Er meint, daß alles unspektakulär verlaufen sei ... das Pleitegeierle sei schnell unterwegs und in dieser bockigen Luft sehr stabil geflogen. Ein anderer Kollege war vom Gleitwinkel fasziniert.


Ach so, offensichtlich kann ich einfach nicht so leicht bauen: 1200g Abfluggewicht mit dem neuen stabileren (!), das ergibt eine Flächenbelastung von 30 g/dm² und einen ordentlichen (!) Durchzug.


Video 1 (13.6MB)     Video 2  (3.89MB)     

Fazit:

-  sturmtauglich

-  liegt recht ruhig in der Luft auch bei bockigen Verhältnissen

-  problemlos zu fliegen auch bei bockigen Verhältnissen

-  gutes Steigen

-  wendig

-  „kann schnell“

-  einfach zu bauen

-  kostengünstig

-  gut zu transportieren

-  tolles Flugbild (natürlich absolut subjektiv) 

Thermikeigenschaften werden noch getestet (falls dieses Jahr noch möglich ….)

 

war heute am 03.03.2007 an unserem Hang fliegen ...

GEMESSENE Windstärke: 80 bis 90 km/h Spitzen bis 115 km/h

Pleitegeierle Beta Version fühlte sich wirklich pudelwohl. Absolut unkritisches Flugverhalten, kommt trotz 10% dickem Profil (JWL097 aufgedickt) gut gegen den Wind an (leicht andrücken!) und das bei seinen geringen 30 g/dm² Flächenbelastung.

Die Landungen sind auch bei starkem Wind stressfrei, keine Tendenz zum Abnicken oder Abschmieren.

Grüssle Kurt