Wir bauen uns ein Horten-Mittelteil

 

 

Unter den vielen verschiedenen Nurflügelkonstruktionen werden nur wenige als echte oder reine Nurflügel angesehen.  Horten-ähnliche Flugzeuge kommen ohne Rumpf, Leitwerk und senkrechte Stabilisierungsflächen aus. Daher sind sie für den Nurflügelenthusiasten besonders faszinierend. Besonders vorbildähnlich wirken diese Flugzeuge mit dem für die späteren Typen charakteristischen Mittelteil.

Hier folgt eine kurze Anleitung, wie man ohne viel Aufwand zu einem solchen Mittelteil kommt. Es lässt sich auch noch nachträglich in vorhandene Modelle einsetzen. Die Bauweise ist sehr robust und trägt damit der Tatsache Rechung, dass Horten-Landungen mangels Bodenfreiheit selten schön und sanft ausfallen. Das Mittelteil hat aus Gründen der Optik und der Richtungsstabilität keine Landekufe.

 

1. Aus solidem Sperrholz werden die Mittelrippe und die Anschlussrippen gesägt. Für die Mittelrippe sollte 10-12mm-Sperrholz genommen werden (bei 3-3,5m Spannweite). Hier darf man nicht am Gewicht sparen, da dieses Teil notfalls die Kräfte eines Aufschlages auffangen muss. Außerdem liegt es größtenteils vor dem Schwerpunkt. Die Anschlussrippen werden aus 4-6mm Flugzeugsperrholz gesägt. Alle Bohrungen und Ausschnitte werden jetzt eingebracht. Den Empfängerakku bringt man später in einem Ausschnitt der Mittelrippe unter, damit er bei harten Landungen nicht nach vorne rutscht und die Beplankungen von innen aufspreizt.  Die Rippen werden auf das Messingrohr für die Flächenaufhängung aufgefädelt, exakt ausgerichtet und mit reichlich Epoxydharz fixiert.

 

 

 

 

 

 

 

2. In die Zwischenräume zwischen den Rippen werden nun vier passende Styrodur-Stücke eingesetzt. Styropor wäre hierfür nicht robust genug. Die Überstände beseitigt man mit Raspel und Schleifklotz. Dabei stets entsprechend dem Pfeilwinkel von Vorder- und Hinterkante arbeiten, nicht einfach in Spannweitenrichtung. Hat man zuviel Material abgetragen, kann man mit PU-Schaum wieder auffüttern. Die Rippen werden dabei gleich entsprechend mit angeschrägt.

 

 

 

 

3. Die Unterseitenbeplankung wird aus 0,6-mm Birkensperrholz angefertigt. Die Faserrichtung ist längs, wegen der Robustheit bei Landungen. Die Biegekräfte werden ohnehin durch die Flächensteckung und die große Bauhöhe aufgefangen.  Als Kleber ist Fixotan Rapid (Schweiz) oder Fermacell-Kleber (Deutschland, Baumarkt) zu empfehlen.

 

 

4. Das Pressen erfolgt mangels Negativformen unter Zwischenlage von Schaumgummi mit Zeitschriftenstapeln. Von vorne kann mit Klammern fixiert werden.

 

 

 

 

 

5. Von oben nimmt man alle Schächte für Kabel, Akku und Empfänger aus und passt eine Leiste an der Vorderkante ein, an die die vorderen Enden der Beplankungen oben und unten angeklebt werden. Dies ist wichtig, um die Beplankungen, die in diesem Bereich unter einer gewissen Spannung stehen, am Abplatzen zu hindern.

Die Antenne kann in einer großen U-Schleife eingelegt werden. Das hat bei 35 MHz nie Reichweitenprobleme verursacht und das leidige Problem, wohin mit der Antenne beim Nurflügel, ist erledigt.

 

 

 

6. Die Ausrundung der Hinterkante wird nach Gefühl gestaltet und der Styrodurkern entsprechend beigeschliffen.

 

 

7. Jetzt kann die Oberseitenbeplankung in der gleichen Weise wie vorher aufgeklebt werden. Der Bereich der Ausschnitte für die Fernsteuerung muss so klein wie möglich gehalten und mit diagonalem Glasgewebe verstärkt werden.

Die Vorderkanten werden verschliffen und mit Hartholznasenleisten versehen. Die Unterseite sollte in den vorderen zwei Dritteln mit einer Lage 160-er Glasgewebe beschichtet werden. Den Starthaken kann man gut in die Mittelrippe eindrehen.

 

 

 

Die Unterseite wird lackiert, für das Sperrholz der Oberseite ist selbstklebende Bespannfolie sehr gut geeignet.

Das Auswiegen erfolgt mittels Blei- oder Stahlstangen, die durch Bohrungen in den Anschlussrippen eingebracht werden. Die Ausrundung an der Hinterkante kann bei der Ermittlung des Schwerpunktes unberücksichtigt bleiben. Ganz ohne PC-Einsatz erhält man einen sicheren Schwerpunkt bei 30% auf  der T/4-Linie (Theorie: 34%). Von da aus kann man vorsichtig (!) den Schwerpunkt zurücknehmen.

 

 

Stefan Engel