Gemeinschaftsprojekt Fauvel

 

 

Hier mal die ersten Eindrücke von Urs Sigel:

 

Die Idee einen grösseren Nurflügel zu bauen als die Auswahl die wir fliegen kam am Nurflügeltreffen im Juni 2003 auf dem Schwarzenberg.

Unsere damaligen Nurflügel hatten eine max. Spannweite von 3 m.

Wir haben in den Bergen immer wieder feststellen müssen, dass wir mit den kleinen Modellen selten dort fliegen konnten wo es eigentlich geflogen wäre weil man die Modelle bei grösserer Entfernung nicht mehr sieht.

Also waren zwei Punkte von Anfang an klar, der neue Nuri muss grösser sein und es muss

ein Modell sein welches wir natürlich auch in den Bergen fliegen können.

Betreffs Spannweite legten wir uns auf maximal 4 m fest.

 

Wie soll das Modell aussehen, was wollen wir bauen, soll es ein Abbild eines Originals sein?

Eugen kam dann mit der Idee, dass wir einen Fauvel bauen könnten. Vor vielen Jahren hätte er bereits eine 3 m Version des AV-36 von Muder Modellbau mit dem Profil CJ 3309 geflogen.
Das Aussehen dieses Nurflügel ist sehr speziell und einzigartig und es gibt noch immer Originale die heute Fliegen. Wir haben beschlossen, den Fauvel AV-361 als unser Vorbild zu nehmen. Obwohl wir keinen Scalenachbau anstrebten war es doch ein Anliegen, dass man in unserem Nachbau einen Fauvel erkennen kann.

Das Original war für Akrobatik ausgelegt und für uns war es wichtig, dass die Konstruktion unserem Flugstil der nicht unbedingt der feinste ist standhält. Wir wollten also ein Modell bauen welches für Akro ausgelegt ist und Durchzug hat.

 

Ausgangslage:

Unser Vorbild war das Original Fauvel AV-361, unsere Bezeichnung ist Fauvel 2004.

Wir wollten gleichzeitig 2 Fauvel bauen.

Ein weiteres Ziel welches wir uns gesteckt haben war, einen der beiden Fauvel 2004 auf die Ausstellung der MG Worb die vom 15. – 23. Mai 2004 in Worb abgehalten wurde fertig zu stellen.

Die Unterlagen (eine 3 Seitenansicht) zogen wir aus dem Internet Link von Fauvel in Frankreich, detailliertere Unterlagen bestellten wir zusätzlich über Falconar Avia Inc. in Canada. Diese Unterlagen waren jedoch nicht detaillierter als die 3 Seitenansicht die wir bereits besassen.

 

Wir haben aufgrund der 3 Seitenansicht und ersten Vergrösserungen schnell feststellen müssen, dass ein Fauvel mit 4 m Spannweite aufgrund der Flügeltiefe und Rumpfgrösse zu schwer würde. Aufgrund dieser Erkenntnisse haben wir die Grösse neu auf 3,75 m festgelegt.

 

Zur Konstruktion

Flügel

Der Flügel soll dreiteilig werden, Aufbau mit Styroporkern, unten und oben mit Holm verstärkt, Abachi Beplankung und mit 80 Gramm Glasgewebe verstärkt.
Verklebung mit Schaumkleber  Fixotan Rapid.

Steckung GFK Rundstab mit 18mm Ø in Messingrohr geführt und in 10 mm Sperrholzrippen abgestützt. Flügelbefestigung mit Möbelklips und zusätzlich sollen die Flügel abgeklebt werden.

Die Profilwahl hat Eugen aufgrund seiner Erfahrung gewählt, EH 1.5-10 innen und EH 1.5-11 aussen. Die Flügeltiefe beträgt innen 470 mm und aussen 140 mm.

 

Rumpf mit Kabine

Es soll ein Holzrumpf sein, Aufbau mit Spanten und Kieferleisten in Halbschalenbauweise. Beplankung 2 mm Balsa, am Schluss verstärkt mit Glasgewebe 265 Gramm. Der Rumpf soll vorne ein Ø 90 mm Rad und hinten ein Rad mit Ø 60mm erhalten. Bei der Kabine hatten wir das Glück, dass diejenige eines 3,75 B4 und die andere einer ASK18 verwendet werden konnte.

 

Seiten

Eine Balsaleisten Konstruktion mit Abachi beplankt und mit 25 Gramm Glasgewebe verstärkt.

Die Befestigung soll mit 2 M4 Kunststoffschrauben seitlich am Mittelstück realisiert werden, beide Seitenruder differenziert angesteuert.

 

Funktionen

Höhe im Mittelteil.

2 Seiten mit angesteuertem Seitenruder.

Querruder mit den Funktionen, Querruder, Höhe und Flap.

Doppelstöckige Landeklappen.

Schleppkupplung beidseitig am Rumpf

 

Rudermaschinen

1x Höhe im Rumpf

2x Seite im Mittelstück

2x Quer im Aussenflügel

2x Landeklappen im Aussenflügel

1x Schleppkupplung im Rumpf

 

Konstruktion und Bau der Fauvel’s

Nachdem wir zwischen Juli und August 2003 die Konstruktion bis in die Details zu Papier brachten hat sich die Bauzeit von Oktober 2003 bis Mai 2004 hingezogen.

Es gab in der ganzen Bauphase eigentlich nur sehr geringe Anpassungen gegenüber unseren gezeichneten Unterlagen.

Am 14. Mai 2004 um 14:00 Uhr war der erste Fauvel 2004 HB 504 fertig also rechtzeitig zur Eröffnung der Ausstellung in Worb.

Mit diesem Fauvel war an der Ausstellung ein Wettbewerb verbunden. Die Wettbewerbsfrage lautete, aus wie vielen Einzelteilen besteht der Fauvel.

Der Fauvel besteht aus 855 Einzelteilen ohne Fernsteuerung und ohne Rudermaschinen.

 

Technische Daten vor dem Einfliegen

Das Gewicht lag bei 8,500 kg, den Schwerpunkt haben wir bei 105 mm festgelegt.

Die Flügelfläche beträgt 129,22 dm2 was einer Flächenbelastung von 65,78 Gramm dm2 entsprach. Die Ruderausschläge haben wir so gross wie nur möglich gewählt und die Querruder entsprechend den Erfahrungen mit Nurflügelmodellen eingestellt.

Die Höhe wird auch mit den Querrudern unterstützt. Die Seiten sind sehr stark differenziert angelenkt. Die Neutralstellung der Querruder und Höhenruderklappe wurden auf + 6 mm eingestellt.

Am 6. Juni 2004 war es dann soweit den Fauvel 2004 HB 504 einzufliegen. Das Wetter war hervorragend aber der Wind sehr stürmisch aber trotzdem haben wir es angepackt.

Auf dem Flugplätzli von Worb wurde der Fauvel im Flugzeugschlepp von einem Pilatus Porter mit einem 80 cm3 Motor auf ca. 350 m Höhe gebracht.

Der Schlepp war absolut unproblematisch und nach dem Klinken habe ich sofort gemerkt, dass der Fauvel zu viel Blei in der Nase hatte. Auf die Querruder reagierte das Modell sehr schön müssen aber noch weniger differenziert werden da das Modell bei Querruder zudem auch noch eine Richtungsänderung einleitete. Auf die Seite reagiert das Modell perfekt, die stark differenzierte Einstellung der Seitenruder hat sich bewährt.

Die Landeklappen habe ich im Normalflug auch getestet und dabei nichts negatives festgestellt, also momentenfrei.

Auf die Landung waren alle sehr gespannt zum Einen wegen des stürmischen Windes und zum Andern wie sich die Landeklappen im Landeanflug bewähren. Auch im ersten Landeanflug absolut kein Problem feststellbar nur der Wind und die Querruderwirkung hat den Anflug sehr ruppig gemacht.

Die erste Landung war nicht die Beste aber nach einer Drehung in Gegenflugrichtung stand er und alle Teile befanden sich immer noch am richtigen Platz.

Wir haben noch weitere 2 Flüge gemacht und immer wieder Blei entfernt. Das Flugverhalten wurde immer besser, die Querruderdifferenzierung habe ich erst zu Hause verstellt.

Inzwischen sind die Querruderdiffrenzierungen angepasst worden, das Flugverhalten ist sehr gut, die Akrofiguren geben keine Probleme, die Abreissversuche sind abgeschlossen.

 

Das Modell hat aus meiner Sicht absolut keine negativen Eigenschaften, einziger Nachteil ist das Gewicht das mir persönlich für das Fliegen in den Bergen Sorgen macht.

 

Meine Eindrücke:

Ich möchte mich nicht noch mal wiederholen, sondern auf ein paar wenige Punkte speziell eingehen.

Urs übernahm den Bau beider Holzrümpfe, Seitenleitwerke und die speziellen Störklappen, die oben und unten ausfahren. Ich baute die dreiteiligen Flächen beider Modelle in Styro-Furnier Bauweise. Die von Urs erwähnte 3m Fauvel, die ich etwa vor 15 Jahren nach Plänen von Muder in Eigenregie erstellte, hatte punkto Gleiten ein grosses Manko. Das damals verwendete CJ3309 ist wirklich nur für ausgesprochene Thermikflieger mit max. 25gr. Flächenbelastung. Die Fauvel hat aber einen dermassen grossen Stirnwiederstand, dass mit einer geringen Flächenbelastung nie wirklich Freude aufkam. Das Flugbild ist einzigartig  aber nur von dem kann man nicht leben und so verkaufte ich Maschine an einen Interessierten. Aufgrund der wirklich sehr positiven Erfahrungen an den Modellen White Shark, Luusmeitli und dergleichen (Brett und Pfeile) mit den EH 1.5-9, war mir zu Beginn schon klar, was für ein Profil die Fauvel kriegen sollte. Die Theorie spricht zwar gegen diese Profile, aber ich kann das nicht nachvollziehen wieso dies so ist. Für mich persönlich muss die Praxis stimmen und nicht was auf dem Papier zu lesen ist.

Die Herstellung der Schneiderippen waren für die Step-Four ein Problem, da zu gross. Diese hat mir dann ein Bekannter auf einem Laser geschnitten. Eine Meisterleistung legte Urs mit den spez. Störklappen an den Tag, die es wohl nirgends zu kaufen gibt.

Für Querruder und Höhenruder braucht es starke Servos, die aber auch teurer sind. So suchte ich im Web nach Anbietern von min. 7.5kg Servos mit Metallgetriebe und Kugellager zu einem günstigen Preis. Diese fand ich dann bei Staufenbiel in Deutschland.

Ein weiteres Problem stellte sich dann mit der Programmierung meines Futaba FC18 Senders, der für solche Anwendungen absolut nicht geeignet ist, da zu wenige Mischer verfügbar sind. Die 8 Servos wurden aber dann doch mit Mühe und Not zum laufen gebracht.

Ich hatte bis zum Erstflug der Fauvel in meiner 20 jährigen Flugpraxis absolut keine Schlepp-Erfahrung, Nun war der Tag X endlich da, das Modell wurde aufgebaut und ein Rudercheck gemacht. Urs wollte unbedingt alles filmen und war für den Countdown bereit. Der mit einem 60cm3 Motor ausgerüstete Schlepper beschleunigte das Gespann zügig. Mit voll gezogenem Höhenruder wartete ich bis die Maschine vom Boden abhebte und liess die Ruder wieder in Neutralposition (5mm angestellt). Ich war erstaunt, wie ruhig die Fauvel hinter dem Schlepper blieb. Mit dem Seitenruder wurden leichte Korrekturen gemacht. Die Schleppkupplung welche in Nasenleistenhöhe und ca. 15cm vor dem Schwerpunkt angebracht, hat sich beim Schleppen mit einem V-Kabel voll bewährt. Beim Schlepp ist kein Schlingern um die Hoch- und Querachse zu sehen. Nach dem Klinken wurden auch gleich Abreissversuche gemacht, die als gutmütig zu bezeichnen sind. Die Maschine macht zügig Fahrt und schon gings mit Akro los. Wer mich kennt weiss, dass das so sein muss!

Der Landanflug muss steiler mit gesetzten Klappen erfolgen, dann macht der Flieger die Montag> Dienstag> Mittwoch>...... Landung nicht, sondern rollt schön aus.

Das Fliegen dieser Maschine ist ein spezielles Erlebnis, das mir bei ähnlich grossen Fliegern wie ASW24, B4 o. ä. nie aufgefallen ist.

 

Fazit: einfach geil!

 

Was würden wir ändern?

Ich möchte darauf hinweisen, dass für unsere Konstruktion keine Pläne zum weitergeben vorliegen!

Hier noch ein paar Video Sequenzen      
HB504-Erstflug (4.64MB) HB434-Schlepp (2.33MB) HB434-Akro (1.15MB)  
HB504-Schlepp (3.15MB) HB434-Ueberflug (1.43MB)    
weitere Bilder und Videos folgen nach      

 

07.12.2004

Urs Sigel und Eugen Obrecht